Stolpersteine

Stolpersteine - gegen das Vergessen

22 Stolpersteine hat der Kölner Bildhauer und Künstler Gunter Demnig in der Solmsbachstraße 14 in Burgsolms und in der Braunfelser Straße 36 in Oberndorf während einer Gedenkfeier verlegt.

Sie sollen an die jüdischen Mitbürger erinnern, die einst mit ihren Familien in den beiden Häusern wohnten und von den Nazis vertrieben oder in den Vernichtungslagern ermordet wurden. Zehn von ihnen war rechtzeitig die Flucht in die USA gelungen.

Der Kaufmann Hugo Juda wurde 1896 in Burgsolms geboren und lebte mit seiner Ehefrau Bertha, deren Mutter und seinen zwei Söhnen in der Solmsbachstraße 14. Der Vater und seine zwei Söhne starben in einem Vernichtungslager im besetzten Polen, Bertha Juda wurde in Sobibor ermordet. Ihre Mutter, Frieda Simon, wurde 1942 nach Theresienstadt gebracht und im gleichen Jahr in Treblinka ermordet.

Im gleichen Haus lebte auch die Familie Roos. Von der vierköpfigen Familie gelang nur Emil Roos 1938 die Flucht in die USA. Der Rest der Familie wurde am 11. Juni 1942 ab Frankfurt nach Sobibor deportiert, wo die Menschen im gleichen Jahr ermordet wurden.

Ein ähnliches Schicksal erlitt auch die Familie Seligmann, die in der Braunfelser Straße 36 im Solmser Stadtteil Oberndorf wohnte. Hermann Seligmann, 1878 in Oberndorf geboren, wurde – ebenso wie seine Frau Frieda – 1944 in Auschwitz ermordet.

Mit Johanna Seligmann wurde eine weitere Familienangehörige in Sobibor ermordet, Selma Seligmann starb 1939 gedemütigt und entmündigt. Fritz, Gerda und Trude Seligmann flüchteten rechtzeitig in die USA.

Auch die Familie Moses aus dem gleichen Haus flüchtete in den Jahren von 1933 bis 1938 nach Amerika.

Bürgermeister Frank Inderthal begrüßte den Künstler Gunter Demnig sowie dessen Ehefrau, den Stadtverordnetenvorsteher Dieter Hagner sowie Mitglieder von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung sowie die Schulleitung der Gesamtschule Solms zu Beginn der Gedenkfeier.

Sein besonderer Gruß galt den Bürgern, die eine Patenschaft für einen der Stolpersteine übernommen haben, sowie allen Lehrern und Schülern der Jahrgangsstufen 9 und 10. Inderthal führte den Schülern vor Augen, dass im Haus Solmsbachstraße 14 im Jahre 1942 der 14-jährige Max Juda sowie der 16-jährige Ludwig Juda mit ihrer Familie wohnten.

Damit waren diese beiden Jugendlichen zum Zeitpunkt ihrer Ermordung durch die Nationalsozialisten im gleichen Alter wie die anwesenden Schüler. Inderthal rief die Schüler daher auf, wachsam zu sein, da auch heute Menschen wieder wegen ihrer Religion oder Herkunft angefeindet und auch verfolgt werden.

Pfarrer bezieht auch die Mitschuld der evangelischen Kirche am Holocaust in seine Rede mit ein

Der Artikel 3 des Grundgesetzes, nachdem niemand wegen seiner Rasse, seiner Sprache oder seines Glaubens Nachteile haben darf, sei heute aktueller denn je.

Julia Faatz (Klarinette) und Romana Sehr sorgten mit Klezmer-Musik für die Untermalung der Gedenkfeier. Einzelne Schüler verlasen während der Verlegung der Stolpersteine Textcollagen aus Originalquellen, darunter von Zeitzeugen der furchtbaren Geschehnisse in den Vernichtungslagern.

Eine Gruppe Schüler sang vom Frieden, „Schalom“. Der Oberndorfer evangelische Pfarrer Hans-Jörg Ott bat um Vergebung und bezog auch die Mitschuld der evangelischen Kirche am Holocaust in seine Rede mit ein. Die Kirche habe nach dem Krieg eine Wandlung erfahren.

Der Künstler Gunter Demnig dankte der Kommune. Mehr als 60 000 Stolpersteine aus Messing, die an die Ermordung, Deportation und Vertreibung der Juden erinnern sollen, seien in seinem Projekt seit 1992 bisher in verschiedenen Ländern Europas verlegt worden.

„Ich freue mich über jeden Stein und jeden Ort, der dazukommt und ganz besonders über das Interesse der Jugendlichen“, sagte er.

Während dieser Veranstaltung wurde eine kostenlose Broschüre an die Gäste verteilt, in der unter anderem der Solmser Ehrenbürgermeister Erich Mohr seine Erinnerungen an die jüdischen Mitbürger in Solms schildert.